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Überraschend anders:

Kunst auf der Landesgartenschau

Ein dauerhaftes und zwei temporäre Kunstwerke unterstreichen die Vielfalt und den gestalterischen Anspruch von Landesgartenschauen.

DAUERHAFTE KUNST

Die Bayerische Landesgartenschau Kirchheim hatte Künstlerinnen und Künstler 2023 dazu aufgerufen, sich sowohl an der Großveranstaltung Gartenschau – als auch darüber hinaus mit ihrem Schaffen – zu beteiligen.

Den Wettbewerb für die sogenannte investive Kunst, den die Landesgartenschau in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München und Oberbayern (BBK) ausgelobt hat, konnte der Ingolstädter Bildhauer Ludwig Hauser für sich entscheiden. Sein Kunstwerk „Neo Neolithikum“ wird dauerhaft im Ortspark bleiben.

Die Skulptur „Neo Neolithikum“ überzeugt durch ihren poetischen Ansatz, ihr klares Erscheinungsbild und ihre auf Nachhaltigkeit bedachte Nutzung. Im Mittelpunkt der begehbaren Arbeit stehen unterschiedlich große Findlinge, die oben und unten zu glatter, ebener Stand- und Oberfläche geschnitten sind. Durch eine entsprechende Anordnung der Steine möchte der Künstler trotz der Schwere des Materials Leichtigkeit entstehen lassen und unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten anbieten.

Ob Treffpunkt, Brotzeitplatz oder Kraftort – „das ,Neo Neolithikum‘ soll offen und flexibel sein“, betont Ludwig Hauser. Im übertragenen Sinne könnten drei Steine des Kunstwerkes die Gemeindeteile Kirchheim, Heimstetten und Hausen symbolisieren. Da das „Neo Neolithikum“ dauerhaft im neuen Ortspark bleiben wird, war ein weiteres wichtiges Kriterium der geringe Pflegeaufwand, sodass der Gemeinde im Nachgang keine Kosten entstehen.

TEMPORÄRE KUNST

Den Wettbewerb zur temporären Kunst hat die Landesgartenschau Kirchheim in Zusammenarbeit mit der „Akademie der Bildenden Künste München“ durchgeführt. Alle ordentlich studierenden Künstler*innen und Künstlergruppen der Akademie waren aufgerufen, sich mit ihren Entwürfen zu beteiligen. Die Wahl des Genres, des Materials und des künstlerischen Ausdrucks stand den Teilnehmer*innen frei.

Wichtig war, dass die Künstlerinnen und Künstler das landschaftsplanerische Konzept des neuen Ortsparks, den temporären Charakter der Veranstaltung (wachsend und vergänglich) und wiederum das Motto der Landesgartenschau Kirchheim „Zusammen.Wachsen.“ mit einbeziehen. 

Unter dem Vorsitz von Katharina Weishäupl (Künstlerin; Mitglied der Kommission „Kunst und Bauen“ des BBK München und Oberbayern) hat die Jury 2023 zwei Siegerprojekte ausgewählt: eine Skulptur aus Weidenruten des Münchner Künstlers Julius Neimeyer und eine Sound-Installation aus Fernsehantennen und Kuhglocken der Künstlerin Maria Zaikina.

Ein Kunstwerk ohne ökologischen Fußabdruck

Julius Niemeyer, geb. 1992 in München, arbeitet in seinem „closed_system“ mit Weidenruten als zukunftsorientiertem und nachhaltigem Material. Aus den bis zu vier Meter langen Weidenruten pflanzt der Künstler ein skulpturales Objekt, welches sich während der Laufzeit der Landesgartenschau organisch verändern wird. Da die Weide eine schnell wachsende Pionierpflanze ist, wird sie von Mai bis Oktober 2024 weiter anwachsen und austreiben.

„Innerhalb der Form darf die Natur schalten und walten, wie sie möchte“, erklärt Julius Niemeyer. Durch das langsame Zusammenwachsen der Oberfläche zu einer dichten Membran entstehe eine „ephemere Skulptur, die in ihrem Inneren beispielsweise Schutz für Vögel oder Kleintiere bietet“. „Das „closed_system“ entsteht aus pflanzlichem Material und geht wieder vollständig in die Natur über. Darüber hinaus bietet es einen Mehrwert als natürliches Habitat.“

Im übertragenen Sinne sorge das Kunstwerk also dafür, dass „die Gemeinde Kirchheim wortwörtlich mit der Skulptur zusammenwachsen kann“. Während der Landesgartenschau wird die Weidenskulptur in der Sphäre „Wildnis“ verortet sein.

Fernsehantennen und Kuhglocken

Einen ganze anderen Zugang zum Thema „Zusammen.wachsen.“ hat die in München lebende Künstlerin Maria Zaikina gefunden: Ihre Sound-Installation arbeitet mit Fernsehantennen und
Kuhglocken. Mit dieser ungewöhnlichen Mischung verwebt sie zwei Bedeutungs-
ebenen miteinander: „Der Klang der Glocken steht für Kommunikation“, erläutert Maria Zaikina. „Die Aufhängung an den Antennen, die an Fernsehantennen erinnern, wiederum weist auf die Bedeutung und Kraft von Verbindung und Informationsaustausch hin.“ Der Wind bringt die Glocken zum Klingen und soll beim Betrachter die Vorstellungskraft an Weideland und Bauernhöfe wecken – „inklusive der Erinnerung an imaginäre Kühe, die auf dieser Wiese geweidet haben könnten“, so Zaikina. 

Während Landesgartenschau wird die Sound Installation in der Sphäre „Garten“ zu sehen und zu hören sein.

Mit der Ausstellung von temporärer Kunst unterstreicht die Landesgartenschau den Wert von Kunst im öffentlichen Raum und bietet jungen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, ihr Werk einer großen Öffentlichkeit bekannt zu machen.

NOCH MEHR KUNST

Neben den Kunstwerken, die im Rahmen von Wettbewerben für die Landesgartenschau ausgewählt wurden, stellen weitere Künstlerinnen und Künstler ihre Werke in Kirchheim aus. Die Botschaften sind dabei so vielfältig wie das gesamte, 14 Hektar große Gelände.

Fotokunst von Irmgard Brand

Irmgard Brand aus Fürstenfeldbruck stattet Privat- und Geschäftsräume mit ihren Blütenbildern aus. Die Makroaufnahmen der Blüten entfalten dabei eine besondere ästhetische Wirkung und tragen dazu bei, Stress zu reduzieren. Auf der Landesgartenschau in Kirchheim schmücken die übergroßen Blumenbilder die „Blütenbar“ und sind bereits von Weitem sichtbar. Im Inneren, in der Rooftop-Bar, ist die Fotokunst von Irmgard Brand auf kleineren Bildern zu bewundern.  

Kunst von Bio-Landwirt Stephan Kreppold

Stephan Kreppold bereichert die Landesgartenchau in Kirchheim mit einem überdimensionalen roten Holzfächer, der in der Sphäre Wiese direkt neben dem Park-Pavillon steht. Kreppold ist seit 40 Jahren Landwirt, und besonders beschäftigt ihn die Veränderung von Boden und Klima durch den menschengemachten Anteil daran. Sein Fächer steht für den Wunsch nach Kühlung und neuen Möglichkeiten, den Veränderungen zu begegnen. Sein Werk soll den Betrachter zum Ausruhen und Nachdenken einladen. 

Kunst von Holzbildhauer Wolfgang Fritz

In diesem hölzernen Kunstwerk im Ausstellungsbereich „Themengärten“ wird die Entstehung der Landesgartenschau in Form einer gedrehten und taillierten Säule dargestellt. Der untere Teil symbolisiert die vielen verschiedenen „Player“, die zur Verwirklichung eines solchen Großprojekts notwendig sind und sollen die Vielfalt und Dynamik veranschaulichen. In der Taille werden diese „Akteure“ harmonisch gebündet. Mit zunehmender Höhe entfalten sich Flügel aus Holz, die das Energiebündel in Leichtigkeit und Offenheit transformieren. 

Darüber hinaus visualisiert das Kunstwerk als Metpaher den Prozess des Wachsens und Entfaltens, den die Landesgartenschau ermöglicht. 

Die sieben Stationen eines Lebens – von Gabriele von Ende-Pichler

Alle sieben Jahre ändern sich die Umstände des Lebens – und auch die eigene Sichtweise darauf. Mit ihrem Bilderzyklus „Lebensweg“ hat die Künstlerin aus Haar b. München sieben eindrucksvolle Bilder geschaffen, die zum Nachdenken anregen – und gleichzeitig dazu einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen. „Wie war das bei dir?“ „Wie hast du das in diesen Lebensjahren empfunden?“ Die empathische Künstlerin ist auch selbst zu Gesprächen anwesend, mittwochs, auf dem „Trostbankerl“, in der Ausstellungsfläche Kronenland (Friedhofsbeitrag) in der Sphäre Wald. 

Ungewöhnliche Kunst mit Gebrauchtholz von Franz Jäger

In der Sphäre Wildnis, vor dem Ausstellungsbeitrag „Entdecke deinen Wald“, sind die beiden überlebensgroßen Holzfiguren nicht zu übersehen. Aus gebrauchtem Holz hat Franz Jäger das Paar zu einem neuen Kunstwerk zusammengefügt. Wer genau hinschaut, entdeckt die filigrane Schleife am Dirndl des Mädchens oder die Lederhosenträger am Bub. 

Blütengesichter zum Bewundern und Selbermachen

In der Sphäre Wildnis stellt Angela Straßberger ihrer Gesichter aus Blüten und Blättern aus – und erfreut damit viele Besucherinnen und Besucher der Landesgartenschau. Weil sie so viele Nachfragen dazu erhält, verrät sie hier, wie es gelingen kann, selbst ein solches Blütenbild zu zaubern.

  • Zuerst werden Blüten und Blätter gesammelt (nur bei trockenem Wetter)
  • Dann werden die Pflanzen in Löschpapier (zwischen zwei Pappen) ganz ordentlich eingelegt und in der Presse getrocknet.
  • Je nach Pflanzenart dauert die Trocknung zwischen 3 und 14 Tage!
  • Danach wird alles in Mappen gepackt und  trocken und dunkel gelagert (im Schrank).
  • Danach kommt das Schönste: das Gestalten der Blütengesichter! Hier kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen! Am besten geht das Arbeiten mit einer Pinzette. Probieren Sie es aus! Angela Straßberger sagt: „Es ist wie Meditation; herrlich, wenn aus kleinen Pflänzchen eine Karte  oder ein Bild entsteht.“


Eine bebilderte Anleitung zum Erstellen der Blütengesichter finden Sie noch einmal hier